Da ich mich etwas auf den letzten Bondage-Workshop vorbereitet habe und gerne ein kleines Interview für euch hochladen wollte, könnt ihr das jetzt hier lesen. Ich hoffe, dass nicht nur meine, sondern vielleicht auch eure Fragen beantwortet werden. Wer gar nicht weiß von was hier die rede ist, kann hier gerne nachlesen : Bondage Workshop
Wie waren deinersten Erfahrungen mit dem Thema Bondage?
“Meine ersten Erfahrungen? Hahahah…oh jeh. Ich habe mich schon als Kleinkind selber mit Klebeband, Einpackpapier und Geschenkband gefesselt. Einfach nur weil ich es lustig fand. Später hatte ich mich dann (das muss in den ersten Schuljahren gewesen sein) intensiv mit Fadenspielen auseinandergesetzt. Das hat zwar jetzt nichts direkt mit Bondage zu tun, aber ich glaube fest daran, dass dies maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich bei mir bestimmte Gehirnareale besonders gut ausgeprägt haben, die für das Fesseln notwendig sind.
Mit ungefähr 19 Jahren nahm mich dann ein Freund mit zu einem Bondage- Workshop, damals in der alten Henris Bar in Kreuzberg, wo ich zum ersten Mal erlebt hatte, dass man in den Seilen auch hängen kann (ich war ja noch ohne Smartphone und Instagram und mit mäßigem Internetkonsum groß geworden, wusste also kaum was von dieser Welt). Von da an wollte ich das auch 🙂“
Wie viele Jahre beschäftigen du dich schon mit dieser Thematik? Sowohl als Arbeit und auch privat.
“Ja, wenn du es so nimmst *lacht*, dann seit ich selber Klebeband nutzen kann. Hahaha ~
Beruflich habe ich mich aber erst 2012 selbstständig gemacht als Bondage Trainerin. Seitdem ist das mein Hauptjob und ja, ich lebe davon. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mindestens einen Kurs gebe, ein Shooting habe, über Fesselungen nachdenke, selber etwas neues dazu lerne, Seile bearbeite, usw….“
Was hat dich dazu gebracht, als Personal Trainerin anzufangen?
“Ich hatte damals bei YourRope als Co-Trainerin für die Gruppenworkshops angefangen zu unterrichten. Dort hatte ich die Erfahrung gemacht, dass jedes Fesselpaar etwas andere Wünsche und Ziele oder ein anderes Ausgangslevel hat. Manchmal auch ganz persönliche Einschränkungen oder Besonderheiten. Ich fand es einfach deutlich effektiver, die Paare individuell und einzeln zu unterrichten. Die Zeit wird effizienter genutzt, die Intimität gewahrt und der passive Part kann sich viel mehr auf die Fesselung einlassen. Keiner hat Angst, eine vermeintlich dumme Frage zu stellen. Die Erfahrung zeigt mir auch nach Jahren noch, dass mit dem Personal Training viel schneller und effektiver Ziele erreicht werden können.“
Was bedeuten es für dich zu fesseln? Magst du es selbst gefesselt zu werden?
“Selbst gefesselt werden? Ja klar, gerne sogar! Was das Fesseln für mich bedeutet? Ähm…ganz ganz viel. Zum einen ist es ein künstlerischer Ausdruck. Zum anderen ist es eine Momentaufnahme, da es beim professionellen Fesseln nie um die fertige Figur geht (die ist nur für ein Foto interessant), sondern um das Sein im Moment. Oder das kreieren aus dem Nichts, welches im Fluss entsteht, nur um dann wieder zu verschwinden. Ich sehe es als Meditation und Kommunikation zugleich. Ich rede zwar oft auch dabei mit meinen Models, manchmal (insbesondere bei Hängungen) ist aber auch totale Stille und ich bin trotzdem über das Seil in andauernder Kommunikation. Ich spüre über das Seil ganz viel und kann zugleich ganz viel darüber ausdrücken und verändern (körperlich als auch geistig). Das ist also eine sehr philosophische Frage, die ich jetzt noch seitenlang erörtern könnte. Um es kurz zu machen sei zuletzt noch gesagt, dass das Fesseln für mich etwas unglaublich freudvolles und positives ist, wofür ich sehr dankbar bin.“
Was ist für dich die wichtigste Grundregel für das Fesseln, welche jeder beachten sollte?
“Respekt. An erster Stelle Respekt vor dem Partner. Derjenige, der sich fesseln lässt, ist grundsätzlich stärker als ich, die fesselt. Der passive Part muss Vertrauen aufbringen – in mich und das Seil – . Er/Sie gibt seinen/ihren Körper komplett in meine Hände und somit auch seinen/ihren Geist. Es gibt – auch bei dem besten Fessler aller Zeiten – immer auch ein Verletzungsrisiko. Das alles muss ich als Fessler weder aufbringen noch für meinen eigenen Körper risikieren. Darum ist mein Model stärker als ich und verdient somit meinen höchsten Respekt.
Respekt auch vor dem Seil. Ich muss meine Technik kennen, absolut beherrschen und ihr vertrauen – insbesondere bei Hängungen kann ich mir keinen Fehler erlauben. Ich darf nicht in Routine verfallen. Ich persönlich bleibe immer meinen eigenen Fähigkeiten gegenüber sehr misstrauisch. Das alles, damit der Respekt nicht verloren geht. Ein Fessler wird erst dann richtig gefährlich, wenn er/sie glaubt, alles zu beherrschen oder als Person über dem Model zu stehen.“
Wann würdest du sagen, dass man ein Profi geworden ist und wann ein Anfänger?
Huh. Schwere Frage. Das kommt darauf an, wo man die Messlatte für sich selber setzt. Wenn man z.B. ein Profi im „Einfach-nur-Seil-drumwickeln“ sein möchte, hat man das Ziel vermutlich schnell erreicht. Geht es aber in den Bereich des japanischen Fesselns (Kinbaku oder Shibari genannt), dann genügen selbst 100 Lebensjahre Praxis kaum. Demut gegenüber dem Meister oder auch gegenüber dem, was man selber noch nicht gelernt und verstanden hat, ist sehr wichtig. Von daher bezeichnen sich einige gefeierte japanische Meister selbst noch als „Anfänger“.
Ich würde die Unterscheidung lieber zwischen Youtube-Selbstlerner und sicheren Fesslern ziehen. Ein sicherer Fessler weiß an erster Stelle, was er nicht kann. An zweiter Stelle kennt er die Möglichkeiten und Grenzen des menschlichen Körpers (wo kann ich mit dem Seil entlang fesseln und wo nicht? Ab wann wird was gefährlich? Welche Risiken gibt es bei welchen Fesselungen, wie vermeide ich sie? Etc.) und an dritter Stelle ist er eine vertrauensvolle Person, der das Wohl und das Vergnügen des Gefesselten Alles bedeutet.
An welches Publikum bieten bietest du deine Kurse?
“Alle. Ab 18. Kurse gibt es in Deutsch und Englisch. Immer Montag – Sonntag, 12-22 Uhr. Für Single-FesslerInnen werden gerne passive Kurspartnerinnen für die Dauer des Kurses vermittelt.
Wunschtermine am besten frühzeitig reservieren. Hier ist oft alles ausgebucht.“
Was ist deine lieblings Fesslung oder Technik? Warum?
“Hm. Die ändern sich dauernd. Manchmal sind das ganz einfache, aber besonders trickreiche Fesselungen. Manchmal auch Fesselungen mit komplizierten Mustern.“
Hier ein paar Auszüge von Eru’s Kunst.
Ich fand es wirklich ganz spannend und habe viele Denkanstöße mitgenommen. Viele Einstellungen oder allgemeine Sichtweisen zum Thema Bondage haben sich für mich dadurch etwas verändert. Die Art mit welcher Professionalität Eru von ihrem Handwerk spricht hat mich wirklich inspiriert. Ich habe daher beschlossen mich noch mehr damit auseinanderzusetzen und vor allem auf unser gemeinsames Ziel (auch mit Hilfe von Eru’s Kursen) hinzuarbeiten und auf unsere individuelle Art das dann auch sicher und professionell zu schaffen. Daher schaut doch mal bei Eru vorbei. Auf ihrer Seite Berlin Ropes findet ihr noch alles weitere, was euch hier eventuell zu kurz kam. Habt ihr den schon ein paar Erfahrungen gesammelt? Und denkt immer daran; lebt was ihr liebt !
Eure Lady Bluebird
Ein Kommentar zu „Interview – Eru Ropes Berlin“