Egal ob wir in einer Beziehung sind, One-Night-Stands oder sogar eine Affäre haben, wir alle haben bestimmte Bedürfnisse und wünschen uns, dass wir diese erfüllen können. Natürlich kann man hier nicht sagen, dass alle Menschen gleich sind, ganz und gar nicht. Dennoch kann man festhalten, dass manches für viele von uns wichtig ist, aber schnell übersehen wird oder einfach nicht darüber nachgedacht wird.
Das ist mir insbesondere aufgefallen, als ich mich mit ein paar meiner vergangenen Beziehungen beschäftigt habe. Ich bin aktuell sehr glücklich vergeben und ich denke es ist recht menschlich, dass man zwischendurch Kleinigkeiten miteinander vergleicht oder darüber nachdenkt, was jetzt in der glücklichen Beziehung vielleicht auch anders ist und wie man sich weiterentwickelt hat. Denn gerade die unangenehmen Muster zu durchbrechen ist nie leicht und für viele gehört hier dazu Nähe zuzulassen. Beispielsweise war es bei mir oft so, dass es nicht wirklich dazu kam, dass ich nach dem Sex viel Nähe mit meinem Partner hatte, sowohl im eigentlichen Sinne als auch emotional. Wir hatten sex, man ist zufrieden und dann war es das auch schon. Je nach Situation ein schneller Gang ins Bad, beide sind wieder angezogen und das Thema ist abgehakt. Aber ist das alles, was für unseren Sex wichtig ist? Brauchen wir nicht mehr als den Akt, eventuell mit einem kleinen Vorspiel davor?
Gerade in der BDSM Szene wird Aftercare nach dem Sex immer besonders beton, aber wieso ist das eigentlich so und gilt das nicht dann auch eventuell für den, ich sage jetzt einfach mal, „normalen“ Sex? (Bitte nehmt das nicht falsch auf, jeder Sex ist normal, egal ob vanilla, kinky oder wie auch immer, aber ich denke ihr versteht hier was ich meine). Was genau meint nun aber eigentlich der Begriff? Er bezeichnet die liebevolle Fürsorge dem man seinem Partner nach eine Session oder eben schlichtweg nach dem Sex zukommen lässt. Einfach erklärt ist es an einem Beispiel einer BDSM Beziehung. So ist der dominante Part (Dom) beispielsweise im Liebesspiel aktiv am Bestrafen mit einer Peitsche gewesen und der devote Part (Sub) war eventuell, während dessen noch gefesselt und immobilisiert. Nun kümmert sich der Dom im Nachhinein um seinen Sub, indem er beispielsweise die Stellen prüft oder kühlt, welche gepeitscht wurde, in dem gekuschelt wird oder der Partner einfach im Arm des anderen liegt und beide körperlich und emotional in einen Moment der ruhe und Behutsamkeit fallen können. Denn Sex kann sehr aufreiben sein, auch wenn man ihn geniest kann man sich danach verwundbar fühlen, vielleicht für etwas schämen oder einfach ein kleines Gefühlsdurcheinander empfinden und das gilt nun mal eben nicht nur für die BDSM Szene. In jener ist es übrigens wie gesagt recht normal „Aftercare“ zu betreiben und sollte dies einfach übergangen werden, gilt dies als erheblicher Fehler und unter manchen sogar als Missbrauch, da sich immer um sein Gegenüber gekümmert werden muss, egal ob derjenige in einer partnerschaftlichen Beziehung zu einem steht oder nicht. Ich denke keiner fühlt sich wirklich wohl dabei, sich intim hinzugeben und sich eventuell auch verwundbar zu machen und dann wird das alles am Ende einfach abgenickt und man sieht sich, oder eben auch nicht.
Mir ist wie gesagt klar, dass das nicht unbedingt auf alle zutrifft, dennoch ist dieses Beispiel einfach gut, um aufzuzeigen, dass Aftercare doch sehr wichtig sein kann und einem auch emotionalen Support geben kann, auch wenn man nicht wusste das man diesen wollte oder vielleicht gebraucht hat.
Denn egal wie ihr euren Sex klassifizieren möchtet, so oder so schüttet euer Körper eine Menge an Stoffen aus wie beispielsweise Dopamin, Endorphin oder auch Oxytocin. Diese Glückshormone geben uns eine Art des Hochgefühls, doch dieses sinkt danach auch schnell wieder ab, was dazu führen kann, dass unsere Emotionen im Anschluss verstärkt werden, egal ob positiv oder auch negativ. Um hier nicht in ein Tief zu sinken ist es zum Beispiel sehr hilfreich, nah am Partner zu bleiben, bis sich euer Hormonhaushalt wieder etwas beruhigt hat.

Es gibt noch eine Menge anderer Möglichkeiten, wie Aftercare aussehen und auch proaktiv umgesetzt werden kann, auch wenn diese natürlich auch ganz anders und individuell aussehen können. Ihr könnt das alles nämlich auf zwei Arten betrachten. Einmal gibt es die emotionale Seite, bei der ihr einfach darüber redet, wie es euch geht, was euch beispielsweise gefallen hat oder anders war als sonst. Fragt einander einfach, was euch gerade beschäftigt und hinterfragt euch selbst, wieso es euch eventuell beschäftigt, ist es reine Neugier oder etwas sehr Wichtiges in diesem Moment? Schließlich können diese Themen euch beide betreffen und so habt ihr die Chance in einem sicheren Umfeld eure Gefühle und Gedanken auszutauschen. Zudem ist es immer gut seinem Partner zu eigen, dass er mehr ist als nur ein schnelles Vergnügen für den Abend, egal ob feste Beziehung oder nicht. Sowas kann sich in schlechten Situationen oder einem unguten Mindset schnell unangenehm anfühlen. Auch einfach das typische Kuscheln, vielleicht Händchenhalten und nicht sofort aufstehen und gehen oder einfach nochmal zusammen hinlegen nach einem Gang zur Toilette kann viel ausmachen.
Als zweites wäre dort noch die physische Art sich um jemanden zu kümmern. Nehmt das nicht falsch auf, sich um jemanden zu kümmern bedeutet nicht, dass er ohne dies hilflos wäre oder absolut auf diese Hilfe angewiesen ist, aber es sind schöne Aufmerksamkeiten, die einfach beide entspannen können und eben diese Fürsorge zeigen, die viele nach dem Sex sehr dankbar annehmen. Bei dieser zweiten Variante geht es darum zu schauen, ob es dem Partner körperlich gut geht. Das einfache Hinstellen von einem Glas mit Wasser oder das Öffnen eines Fensters für frische Luft können schon dazu gehören. Auch eventuell das Holen von einem kuscheligen Pulli zum Einmummeln oder eben bei härteren Spielen das Prüfen, ob an allen betroffenen Stellen auch alles in Ordnung ist.
Egal was eure Bedürfnisse danach sind, Tartu euch diese zu äußern. Vor allem ist es wichtig, dass dieses Aftercare auch ein Anrecht von beiden Partner ist, dass sollte nichts Einseitiges sein, denn meistens gehören ja auch eben zwei zum Sex dazu. Natürlich kann man in BDSM Sessions sagen, dass ein gewisses Augenmerk eben auf den Sub gelegt wird und das ist auch richtig und wichtig. Dennoch sollte man eben nicht vergessen, dass auch der andere aufgewühlt sein kann. Ihr könnt auch Sachen ausprobieren, die euch beide betreffen, wie besagtes Kuscheln oder einfach einen Film oder Serie zusammen auf der Couch unter einer Decke zu gucken. Ein kleines Streicheln über den Kopf oder auch gemeinsam duschen gehen sind viele der fast unendlichen Möglichkeiten, die ihr einfach mal ausprobieren könnt.
Am Ende gilt nämlich, egal wie ihr Sex habt, kümmert euch umeinander, um euren Hormonhaushalt zu regulieren und ggf. die Liebe oder zumindest den Respekt einander zu zeigen. Aber wie ist das bei euch? Betreibt ihr Aftercare und wenn ja, ist es bewusst oder tut ihr es einfach so, ohne jemals direkt darüber nachgedacht zu haben? Wünscht ihr euch, dass euer Partner das beispielsweise aktiver macht oder zeigt, und seid ihr selbst dabei euch auch um euren Partner danach zu kümmern? Wir hoffen, ihr passt alle gut aufeinander auf und zeigt euch gegenseitig den Respekt, den ihr auch verdient habt. Frohe Ostern, ihr süßen Häschen.
Eure Lady Bluebird
Ein Kommentar zu „Aftercare – wann hört Sex eigentlich auf?“