Anal für Anfänger Teil I

Am Samstag, den 03.03.18 waren wir bei dem Workshop ‚Anal for beginners‘. Die unglaublich tolle Kate Lis (Sexual Pädagogin aus Dänemark) hat diesen Abend vorbereitet und uns bei Fun Factory im Haus alles von A bis Z erklärt und auch anhand von Sextoys gezeigt, was sich eignet und was nicht. Ihre herzliche und offene Art war wunderbar, um einfach über so ein pikantes Thema gemeinsam zu sprechen. Wer gerne mal von Kate ein paar Infos haben will, kann sie in dem Sexshop Other Nature besuchen oder sich auch über sie und ihren Podcast au Instagram @FoxForceFemme informieren. Da der Beitrag wirklich sehr lang werden würde, ist er in 3 Teile getrennt. Am Ende jeden Eintrags findet ihr den weiterführenden Link.

pssttt

Warum ist es wichtig, dass wir über dieses Thema überhaupt sprechen?
Allgemein haben wir hauptsächlich alles besprochen, daher wird es für manche heute etwas ungewohnt sein, soviel Text bei mir lesen zu müssen. Aber ich verspreche euch, dass es sich lohnt. Vor allem, wenn ihr euch noch nicht so gut mit dem Thema auskennt. Es ist so wichtig sich darüber auszutauschen und zu sprechen, da viele als Erstes nur unangenehme Gedanken damit verbinden. Mit dem gehen wir doch auf Klo. Da kommt was raus und sollte nichts rein, es ist schmutzig und man schämt sich. Aber wofür eigentlich? Natürlich spielt hier viel die Erziehung mit ein. Daher ist es wichtig, dass die Eltern das Selbstberühren egal wo, nicht als böse abstempeln. Es ist eine schwierige Phase für Kinder und Eltern, wenn diese beginnen sich für ihren Körper zu interessieren. Trotzdem darf man es nicht verteufeln. Es ist ganz natürlich und doch auch selbstverständlich, dass man sich für seinen eigenen Körper interessiert. Es ist also nichts Negatives und schon gar nicht im Erwachsenenalter. Außerdem machen diese Gefühle es doch auch irgendwie spannend, findet ihr nicht? Dass es nun mal nicht jeder macht, das es etwas Neues ist, es ist kinky und aufregend. Zusätzlich kann es auch zu einer noch tieferen Bindung führen, da man sich einander innig anvertraut und gemeinsam etwas Neues erforscht.
Bereits bei den Griechen und Römern war Analsex völlig normal. Dort wurde nicht darauf geachtet, wer mit wem und wie Sex hat. Auch in Peru gab es Funde von kleinen Statuetten, die Personen beim Analverkehr zeigen. Diese stammen, so mutmaßt man, von100-700 BD. Es hat sich dort auch einiges getan und es ist uns inzwischen klar, dass man nicht mit jüngeren (unter 18 J.) schlafen sollte, wenn man älter ist. Oder, dass man innerhalb der Familien nicht verkehrt. Aber mit den Änderungen kamen auch negative Sichten dazu. Außerdem dürft ihr nie die Historie und Kultur eures Landes vergessen. Denn besonders die Kirche hatte einen starken Einfluss auf das Thema.

“Sie riefen nach Lot und fragten ihn: Wo sind die Männer, die heute Abend zu dir gekommen sind? Heraus mit ihnen, wir wollen mit ihnen verkehren. Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloss sie hinter sich zu und sagte: Aber meine Brüder, begeht doch nicht ein solches Verbrechen!
Seht, ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben. Ich will sie euch herausbringen. Dann tut mit ihnen, was euch gefällt. Nur jenen Männern tut nichts an; denn deshalb sind sie ja unter den Schutz meines Daches getreten.”
– Auszug aus dem Genesis 19, 5–8

Gender Issues
Daran sieht man sehr gut, dass wir Nachfahren einer Zeit sind, wo Sex verpönt und etwas Schlimmes war. Dabei sind Männer und Frauen beide gleich, wenn es sich um den analen Bereich dreht. Der einzige eher prägnante Unterschied ist die Prostata bei den Männern. Man muss sich also gar keine Panik machen. Es sollte völlig okay sein, egal wer miteinander schläft. Ob Mann mit Mann, Mann mit Frau. Wir nehmen uns dabei nichts und man ist nicht zwangsläufig homosexuell, weil Mann sich anal von der Partnerin verwöhnen lässt. Es wurde leider über die Zeit eine relativ feste Rollenverteilung zugeschrieben, die die meisten im Hinterkopf haben. Der dominante Part ist der Männliche und der devote Part ist weiblich. Davon sollte man aber wegkommen. Maskuline Frauen werden oft eher akzeptiert, als feminine Männer. Da sollten wir uns alle fragen, wieso das so ist und wie wir es ändern können. Diese ganzen Schubladen versteifen einen und trüben den Blick für die aktuelle Gesellschaft. Man sollte sich selbst und andere akzeptieren können. Die ganzen geschlechtsspezifischen Fragen sollten keine öffentliche Diskussion sein und auch nicht von Fremden als richtig oder falsch bewertet werden. Es entsteht oft die Angst, dass man danach anders angesehen wird. Gerade Pornos zeigen uns, dass es keine Tabus geben sollte. Jeder darf privat machen und ausleben was man möchte. Sie zeigen die ganzen verschiedenen Kategorien und das zeigt uns schließlich, dass scheinbar jemand anderes das auch interessant findet und probiert hat. Das zeigt uns, dass es okay ist und gibt uns auch Anreize für unsere Fantasie. Lasst euch inspirieren und lernt noch was daraus. Nicht alle Pornos sind Hardcore. Auch hier ist unser Bild in der Gesellschaft etwas verschoben.

analmale
Leider habe ich kein gutes Bild mit deutscher Übersetzung gefunden ^^’

Anatomie 101
Die Öffnung des Anus besteht aus sehr weichem Gewebe, wo im Inneren kleine Blutgefäße und Nervenenden liegen. Diese sorgen dafür, dass der Bereich so sensibel ist und für manche auch lustvoll. Wir haben zwei besonders wichtige Muskeln. Der eine äußere Schließmuskel, welchen wir selbst kontrollieren können. Damit halten wir zum Beispiel das Gefühl zurück auf Toilette gehen zu müssen und können ihn eigenständig jeder Zeit anspannen oder entspannen. Der andere Schließmuskel, auf den ich mich beziehe, liegt im inneren Bereich und arbeitet Reflexartig. Dieser lässt sich von uns nicht bewusst steuern und sorgt oft bei den ersten Versuchen etwas anal einzuführen, für einen Winterstand. Wenn dies der Fall ist, könnt ihr einfach euch bis dahin bewegen und dann dort verharren und stillhalten. Der Muskel entsannt sich von alleine, sobald er sich dran gewöhnt habt und so könnt ihr euch vorsichtig herantasten. Der Bereich, in den wir etwas einführen ist an sich der Analkanal und ist durchschnittlich 3 bis 4 cm lang und mit Schleimhaut ausgekleidet. Dieser Bereich ist sehr sensibel gegenüber Druck und hat keine sehr engen Muskeln. Wenn man in einer Narkose liegt für eine OP, passt dort sogar eine ganze Hand rein, weil der innere Muskel entspannt ist und nicht reflexartig anspannt. Daher könnt ihr beruhigt sein, ihr macht euch dort nichts kaputt. Dort sitzen ‘Kissen‘, die mit Blut gefüllt sind. Geht man vorsichtig vor, weichen diese weiter in den Innenraum zurück. Falls das nicht passiert, können diese etwas beschädigt werden und es kommt etwas Blut heraus. Das kann natürlich schmerzhaft sein, daher seit einfach sanft zu eurem Partner/ eurer Partnerin. Alle Muskeln in diesem Bereich arbeiten letzten Endes gemeinsam und sind wie bereits erwähnt hauptsächlich gleich, sowohl bei Männern, als auch bei Frauen. Daher gilt auch dasselbe: immer schön die Bauchbodenbeckenmuskulatur trainieren, egal welches Geschlecht ihr habt! Damit könnt ihr euren Orgasmus besser und intensiver steuern/erleben. Die meisten wissen, dass es solche Trainingseinheiten als Kurse oder auch Übungsvideos im Internet gibt. Das gibt es genau so für die männlichen Herrschaften! Also keine Scheu, probiert es mal aus. Schaden kann ein gut trainierter Körper nie. An die Männer: wer nicht weiß, wie er das anspannen soll, versucht einfach den Penis von selbst etwas nach oben zu bewegen. Das spannt die wichtigen Regionen dafür an. Und zur Not gibt das weite Internet auch dafür Trainingshilfen und Übungen. Allgemein sollte noch gesagt sein, dass ihr euren Orgasmus nicht verheimlichen solltet. Keiner sollte (z. B. bei der Selbstbefriedigung) dabei stumm, leise und zusammengekauert unter der Bettdecke liegen. Bewegt euch dabei so, wie der Körper es braucht und atmet! Das ist für euer sexuelles Wohlbefinden enorm wichtig.

Hier findet ihr Teil II

10 Kommentare zu „Anal für Anfänger Teil I

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